Liebes Arschief...Einträge vom Juni 2005

Man nehme:
[Bisha, Sonntach, 19. Jumada I 1426 - 26. Juni 05]

Für das Abendessen einer - bevorzugt männlichen - Einzelperson nehme man reichlich vom folgenden und spare an keiner Zutat:
- Zwiebeln, Tomaten, Paprika
schneiden und in die mit einem exakt 0,2Millimeter messenden Film besten Olivenöls ausgestrichene Teflonpfanne hauen (die wegen des böse zerkratzten Bodens bereits vom deutschen Gesundheitsamt aussortiert wurde),
- Tomatenmark, Wasser und Brühe
hinzufügen und das Ganze auf dem Gasherd (neben der gelinde leckenden Gasflasche) eine Weile köcheln lassen (das Fenster dabei geöffnet halten). Inzwischen sollten die
- Spaghetti
schon längst aneinander geklammert um Hilfe rufen aus kochendem
- Wasser mit Salz und etwas Olivenöl (warum auch immer).
Die Soße schmecke man nun nach Belieben ab mit blöden Sprüchen als auch Pfeffer und Salz (Deckel festhalten). Den Herd und das gute T-Shirt bedecke man dabei ungeniert mit roten Spritzern. Nun unbedingt den guten
- Feta in syrischem Olivenöl mit Thymian (aus Kuhmilch und dem wohlsortierten Supermarkt)
hinzufügen und das Ganze je nach Geschmack und Größe des Hungers mit einem
- frischen Thunfisch (Dose vorher abschälen)
verfeinern. Was man vergessen hat, füge man spätestens am nächsten Tag hinzu.
Ist die Soße nur leicht angebrannt und läßt sich ohne Stechbeitel aus der Pfanne zaubern, serviere man sie sich zusammen mit der nicht zu klumpigen Stärkebeilage (deren Wasser man vorzugsweise bereits abgegossen hat). Guten Appetit!

Zum Dessert zu empfehlen ist gemischtes Schoko- und Vanille-Eis mit frischer Mango (Tip: Kern und Schale vorher entfernen). Zur Anregung der Verdauung eignet sich ein Cappuccino (hochkant in der Pfanne gebraten nach Art Helge Schneider). Im Falle vorherrschender Mangelwirtschaft darf ausnahmsweise auf eine Dose des beliebten und weltweit bekannten klebrigen Kaltgetränks aus 98% Einfachzucker zurückgegriffen werden. Na Prost!
Den übriggebliebenen Hauptteil der Soße und der Spaghetti lasse man erkalten und stelle beides für ein Remake in den Kühlschrank (wie hieß noch der Kuchen, von dessen Teig man den Rest auf ewig als Grundlage für den nächsten nehmen konnte, Emil?).

Mitten im Nichts - 17. Jumada I 1426 [24. Juni 2005]

Da waren wir wirklich im Nichts! Stille! Kein Geräusch! Von der Spitze der Düne aus weit und breit nichts zu sehen außer Sand und Felsen. Aber da kannten wir nichts! Die asphaltierte Straße war mirnichts-dirnichts in eine Schotterpiste aus kurzen nervigen Bodenwellen übergegangen, von denen wir uns nicht länger belästigen lassen wollten und so wälzten wir uns also auf allen vieren in Richtung Westen. Nach der Durchquerung des Wadi Bisha änderten die bereits gelegten Spuren ständig so unvermittelt ihre Richtung, daß ich nur noch den Kompaß zu Rate zog. Nicht daß wir uns ängstigen, verloren zu gehen, neenee! Diesmal waren auch genügend Leute zum Schieben dabei! Nicht der lockere Sand noch die kleine Windhose, in deren Auge wir schauten, verhinderten, daß wir wohlerhalten die Straße erreichten. Nicht ein erleichterter Seufzer war zu hören.

Ich krieg immer eine gescheuert -
[Bisha, Mittwoch, 15. Jumada I 1426 - 22. Juni 05]

Nachdem ich mich über fehlende Erdung beschwert hatte, wurde mir gesagt, es liegt an der trockenen Luft, schließlich beträgt die Luftfeuchte hier unter 10 Prozent. Zugegeben, ich stehe mit der Elektrizität (heißt das so?) auf Kriegsfuß. Muß ich es deswegen hinnehmen, jedes Mal eine gewischt zu kriegen, wenn ich den Wasserhahn aufdrehe? Und wenn ich den Türknauf anfasse? Und wenn ich die verdammte Autotür zuschlage? Vielleicht irgendwann sogar wenn ich mich hinterm Ohr kratze??? Mir den Schuh zubinde? Mir den ... aber soweit wollen wir gar nicht erst denken.

Die kleinen Freuden -
[Bisha, Dienstach, 14. Jumada I 1426 - 21. Juni 05]

Es gibt sie noch, die kleinen Freuden des Alltags, eine davon habe ich mir gestern abend, nachdem ich zappelig auf das Ende des fünften Gebets gewartet hatte, gegönnt: Autowäsche. Die Karre hätte man mühelos in der Wüste verstecken können, so eingestaubt und verkrustet wie sie war. Nach dem Einschäumen dann die Erkenntnis: ach ja, grün war die Farbe (hehe). Zusammen mit den neuen Scheibenwischern ergibt das ein vollwertiges Auto, Herr L.!

Im Wadi wohnt der Sensenmann -
[Sonntach, 12. Jumada I 1426 - 19. Juni 05]

Wo das Wetter doch wieder so schön war! Also mal ein paar Minütchen früher Feierabend und rein ins Abenteuer! Ja. Da war es also, dieses Wadi und sah anfangs ganz harmlos aus, wie alle anderen eben, schön grün, die bekannten Müllhaufen hie und da, schräge Felsen mit mißmutigen Gesichtern, Brunnen, die -töfftöff- das kostbare Naß aus der Tiefe fördern, Reifenspuren in alle Richtungen, ein Dromedarskelett. Alles normal bis dahin. Doch je weiter wir seinem Lauf folgten, desto mehr weißschimmernde Nutztierüberbleibsel zählten wir. Hier ein Schafskelett (mit ein paar Fellfetzen dran, die Hinterläufe mit Draht zusammengebunden), da ein Skelett auf dem Felsen (den ich gerade fotografiert hatte). Dann ein Rind, ein braunes. Da lag es, mit kleinen schwarzen Punkten übersät (Fliegen, die Gunst der Stunde nutzend) in einem dunklen Fleck (der wohl die Essenz aller Körpersäfte beinhaltete) und starrte uns mit leeren Augen und offenem Maul an. Wie mit einem gigantischen Strohhalm ausgelutscht, mit eingefallener, sanft gewellter pergamentartiger Haut bot es sich dem Auge dar, starr und reglos. Ohne die Fliegen und den abweisende Gestank hätte man es für Theater-Requisite halten können. Aber wer spielt hier Theater? Im Wadi?
Schnell die Scheibe runter, Foto gemacht, und wech.
Mein aufmerksamer Beifahrer erblickte dann den zweiten großen Korpus, schon ein paar Tage länger hier und mit Hörners, aber ohne Fliegen. Der wirkte auch wie Requisite, etwas detailgetreuer aber. Und weiter Skelett an Skelett, ein Ende nicht abzusehen. Angesichts sovieler ungeklärter Todesfälle rückten die bizarren Steinformationen, die mäßige Traktion des Allradfahrzeugs und die 30 Meter tiefen Brunnen, nicht zu vergessen die Angst fürs Fotografieren irgendwie bestraft zu werden, in den Hintergrund. Klar, oda?

Im Wadi wohnt der Sensenmann - 12. Jumada I 1426 [19. Juni 2005]

Sowas haben wir noch nicht gesehen. Ein ganzes Wadi gespickt mit toten Tieren. Schafe, Ziegen, Rinder. Zwei Rinder haben noch ihre pergamentene Haut, die Augenhöhlen sind leer. Der Großteil der Leichen ist nur noch Knochen. So auch das einzige Dromedar das wir gefunden haben. Wie sind sie gestorben? Und warum sind einigen die Hinterbeine mit Draht zusammengebunden? Das weiß nur Allah.

Kopfe leer, Cobra übernehmen sie -
[Samstach, 11. Jumada I 1426 - 18. Juni 05]

Abweichende Linienführung. Bahn fährt nur bis Betriebsbahnhof. Zum Hafen benutzen Sie heute bitte folgende Linie: miagolare. Bitte beachten: Sex mit Walter.

Ich trete aus dem Schatten des Containers, blitzartig prügelt der unbarmherzige Planet auf meinen nackten Unterarm ein. Ich muß den betonierten Weg verlassen und setze den ersten Schritt auf den Sand, der meinen Schuh umfängt wie Morast (nur nicht so deutlich schlürft), der förmlich unter meinem Schuh zerfließt, wenn auch pulverförmig hat er eine breiige Konsistenz, er ist fein wie Staub, wie Talkum oder wie das Ameisenpulver, mit dem Papa früher die kleinen Polizisten aus dem Garten zu verjagen suchte. Eine feine Wolke kräuselt sich um meinen Schuh. Der arme Sand hat nun schon lange die tägliche Mißhandlung durch Baufahrzeuge und tausende Schuhe ertragen, jedes noch so kleine Wassermolekül ist aus ihm gequetscht, die Sonne tat ihr Übriges. Der gepeinigte Sand kann dann manchmal nicht anders, die angestaute Wut muß raus, so ein Sand ist ja auch nur ein Mensch. Die kleinen, im Allgemeinen harmlosen Wölkchen bäumen sich auf, entwickeln dieses Momentum, von dem die Börsenheinis so gern großsprecherisch faseln, die Körnchen beginnen sich um sich selbst zu drehen, saugen das ganze Sandvolk auf, das sich begeistert mitreißen läßt, Revolte! Sie heizen sich gegenseitig an, immer höher wird der Turm, er wächst und wächst und stößt ans Himmelszeltdach, heissa, welch ein Spaß! Doch dann verliert einer das Gleichgewicht, taumelt, zerrt andere mit, der Sandturm torkelt los, ohne Richtung, manovrierunfähig, nimmt Fahrt auf und reißt alles mit was sich ihm in den Weg stellt, auch Unbeteiligte müssen dran glauben, da ist kein Platz für Rücksicht. Einige werden nun böse auf ihre verspielten Kameraden, die die Reise immer lustiger finden und kreischen und schaukeln und schunkeln, den Turm gefährlich schwanken lassen, nicht mehr lange, und er bricht auseinander! Vorsicht! rufen die Ängstlichen, doch zu spät, schon fallen die Sandkameraden unter lautlosen Schreien auseinander, schlagen unsanft auf und bleiben leblos liegen.

Dem Himmel so nah - 09. Jumada I 1426

Wüstentouren bis zum Exzeß! Es gibt einiges aufzuholen und bis wir jeden Baum und Strauch kennen wird noch einige Zeit vergehen. Hier sieht das geschulte Geologenauge sofort: nanu, aha, hmm, ja, klar. Steine! Das nett glitzernde Zeug bricht da aus dem Fels, eine Ader Dingsbums verdrängte in ein paar Melonen Jahren - man hat ja Zeit, hier in der Wüste! - das andere Bumsdings da, immer der Sonne entgegen. Doch diese will nix davon sehen und schickt nur ein paar Strahlen hinter der dicken Wolke hervor.

Die Fratze des Todes - 08. Jumada I 1426

Die Hunde bellten uns an aus der sicheren Entfernung der höchsten Felsen, letztens, als wir unsere gestählten Körper im Laufschritt durch die Wüste trieben. Was gibt's da zu bellen, welche Kostbarkeiten zu verteidigen? Nach der schweißtreibenden Tour - die kümmerliche Flasche Wasser (also nicht die Flasche selbst, Aki, nur der Inhalt) war schon spurlos in meiner Kehle versickert - erblickten wir den möglichen Grund für die Unbill: Ein Skelett (aha), die Knochen in alle Windrichtungen zerstreut. Der unartig geformte Schädel grinste uns dämonisch ins Gesicht. Dabei sehen Dromedare lebendig so harmlos aus. Um der bösen Fratze die Zauberkraft zu nehmen hatten die Hunde den Unterkiefer schon ein paar Meter weiter gezerrt, und jetzt verteidigten sie ihren abgenagten Schatz mit wütendem Geheul.

Keen Fietbeck, nüscht, aba jaanüscht -
[Sonntach, 05. Jumada I 1426 - 12. Juni 05]

Ick racka ma ab inne Wüste, denn schrei'ick allet uff und setz ma anne Kiste den janzn Tach. Und wat is? Nüscht! Kann ma nich ma eena soon Fietbeck jeem? Dass ick ma weeß ob dit übahaupt een Aasch intressiat wat ick hier vabreche??? Dafür is nehmich der Knopp mitte Uffschrift "e-Post schicken" da rechs da, der noch nie nich benutzt worn is, aussa bei mir ßun Test. Ick würd ma freun, wer et schafft, mia ma seine Meinung ßu jeign, kriegt ooch ne Antwoot mit Bild (wenna keen Bild vonne olle Häßlette will mussa saang). So, genuch gemeckat. Schön Tach noch.
[Nachtrag: e-Post schicken funktioniert jetzt]

Die Suche nach dem Ursprung des Wadi -
[Freitach, 03. Jumada I 1426 - 10. Juni 05]

Der einzige freie Tag ist nur noch ein Schatten seiner Selbst, fast die Hälfte schon aufgefressen von der Maloche. Trotzdem scheint die Sonne, wie immer, erbarmungslos. Drei knallharte Jungs machen sich in ihren hochbeinigen Kisten auf den Weg nach Westen um den Ursprung des Wadi zu finden. Sie nehmen die Spur auf, immer stromaufwärts, doch weit und breit ist das Wadi und kein Anfang in Sicht. Unterwegs, an den Brunnen inmitten des Wadi, von denen nur noch einer in trommelfellgefährdender Manier knatternd seine Arbeit versieht, treffen sie ein paar nette Jungs, die ihnen das Geheimnis verraten. Aber keiner der drei kann sie verstehen. Ratlos, aber entschlossen fahren sie weiter, weiter stromaufwärts, immer den Reifenspuren folgend. Und da ist er. Wirklich? Die Felsen türmen sich zu beiden Seiten des schmaler werdenden Schotterbetts und ein Stein blockiert die Weiterfahrt. Aussteigen und laufen. Es geht über Stein und Fels, klettern und balancieren, das Wadi teilt sich, will und will nicht preisgeben wo es entspringt. Eine Pfütze im Fels, mehr ist nicht übrig vom rauschenden Wasser, das beim letzten Regen hier geflossen sein mag. Bienen, Wespen, Fliegen, Kaulquappen und Vögel finden sich hier zusammen. Weiter geht es, immer weiter bis der Durst zur Umkehr treibt. Der Ort des Ursprungs des Wadi bleibt ein Geheimnis.

Die wilden Jungs - 03. Jumada I 1426

Die Jungs vom Wadi, vier neugierige Spunde, fragen mich warum ich diese alten stotternden Wasserpumpen fotografiere und sind ganz wild darauf von mir fotografiert zu werden. Wollen uns in ihre Hütte einladen, wir lehnen dankend ab und ziehen weiter.

Mittwochs in der Wüste - 01. Jumada I 1426

Einfach so, nach der Arbeit mal abbiegen, nicht in die Eisdiele, nein, ins Wadi, einfach rechts raus, runter von der Straße und rein in den Sand. Erst mal zwischen den Felsen durch, an den geduckten blattlosen stacheligen Büschen vorbei, den Reifenspuren nach, die sich dann verzweigen, ein ganzes Land voller Individualisten. Und alles ohne Netz und doppelten Boden, also ohne Werkzeug zum Reifenwechseln, das macht es noch prickelnder. Dann anhalten und auf den Felsen klettern, von dem aus man weit sehen kann und nichts sieht außer Felsen und Sand und blattlosen stacheligen Büschen. Mal ein paar Schleudertests machen, ganz vorsichtig, wer weiß wann die Schrankwand umkippt. Ein paar dunkle Dromedare besuchen, die die kahlen Büsche bearbeiten. Und dann einfach wieder brav auf die Straße zurück.

Zahn der Zeit II -
[Dienstach, 30. Rabi'II 1426 - 07. Juni 05]

Mit Zähnen ist nicht zu spaßen! Deshalb rief ich gestern in Abha (aufmerksame Leser wissen: das ist 250km südlich) im Saudi-German Hospital (hört hört) an und wurde endlos weiterverbunden, konnte aber schlußendlich einen Termin machen. Am Abend dann tat sich eine lokale Möglichkeit auf.

So begab ich mich heute morgen auf eine kleine Odyssee. Zuerst das Krankenhaus. Selbstverständlich gehört zu einer guten Behandlung erstmal eine umständliche Anmeldung. Nach der Anmeldung ins Wartezimmer. Und im Behandlungszimmer sagen sie mir, daß das nur eine Chirurgie ist. Also weiter. Die nächste Klinik ist nur für Saudis. Mithilfe des Kumpels meines indischen Begleiters (arbeitet im Teppichladen nahe der Klinik) finden wir das Haus mit der weißen Nudelschrift auf blauem Grund. Wieder anmelden und warten. Ein syrischer Zahnarzt, 'no problem' ist seine Lieblingswendung. Röntgen, oh, sieht nicht gut aus, zwischen den Zähnen ein Loch. Wenn bis Samstag keine Schmerzen auftreten, 'no problem', nur Anbohren und Füllen, 'no problem', wenn doch Schmerzen auftreten, WURZELBEHANDLUNG, 'NO PROBLEM, NO PROBLEM'!!!
Also warte ich gespannt auf den Samstag, gnade Gott...Wurzeln in Saudi is nich.

Sowas kommt von sowas - 30. Rabi'II 1426

War's nicht mal als Schmerzmittel gedacht, eigentlich? Dieses Kokaingetränk, wenn auch die andere Marke? Zugegeben, hab in letzter Zeit, da mich sogar des Abends das mehr als reichliche Mittag noch bedrückt hat, einiges davon genossen, dann die Schniggers zwischendurch, Mars macht ja auch mobil, das alles hat mich in der harten Zeit auf dem ganz obersten Leistungslevel gehalten, um das hier durchzuziehen. Und jetzt das! K-A-R-I-E-S! Die Geißel Gottes für die Segnungen der Wohlstandsgesellschaft!

Zahn der Zeit - [Montach, 29. Rabi'II 1426 - 06. Juni 05]

Es mußte irgendwann soweit kommen. Auch an mir geht die Zeit nicht spurlos vorbei, das rastlose Leben, die Entbehrungen in jeder Hinsicht hinterlassen ihre Spuren! So habe ich gestern im Spiegel doch tatsächlich 3 graue Haare entdeckt, die meine Schläfe ungefragt und heimlich besiedelt haben! Doch dieser Schock war gering.

Gestern abend, beim Zähneputzen, verspürte ich ein unschönes Gefühl in einem meiner wertvollen Backenzähne, dunkel dräut er im meiner Gusche. Bei näherer Betrachtung erhärtete sich die ungute Vermutung: da muß was gemacht werden, aba =!

Trauer bei Dromedar's -
[Sonntach, 28. Rabi'II 1426 - 05. Juni 05]

Jetzt sitzen sie an der Straße, in ihrer Mitte das aus dem jungen Leben gerissene Familienmitglied. Spät war's gestern wieder, als wir ankamen muß es gerade passiert sein, dort, genau gegenüber dem Stadion, ausgerechnet dort, wo die Straßenbeleuchtung doch unerwartete Auftritte verhindert, sollte man meinen. Aber dort haben sie sich getroffen, das kleine, dumme Kamel und das weiße Auto. Zusammen sind sie auf den Sattelschlepper losgegangen und haben verloren. Mama Dromedar saß im Schock mitten auf der Straße, umringt von Autos und Menschen. Was ging ihr wohl durch den flauschigen Kopf?

Sich zum Obst machen -
[Sonnahmt, 27. Rabi'II 1426 - 04. Juni 05]

Schönes Gefühl, zu etwas überredet worden zu sein, um dann festzustellen, daß sich nichts ändert und man sich wider besseres Wissen erneut hat verarschen lassen.

Merke: Gutmütigkeit und Pflichtgefühl lassen sich trefflich ausnutzen.

Zugzwang -
[Donnastach, 25. Rabi'II 1426 - 02. Juni 05]

Hat man ein öffentliches Tagebuch, muß man auch was reinschreiben, um nicht die Lesergunst zu verspielen, das ist sonnenklar. Und gerade sind wir hier in die heiße Phase getreten - das nicht nur wetterweis, ohne Klimaanlage kann ich in dem aufgeheizten Haus nicht schlafen, leider - damit ist meine Freizeit auf unter null gesunken, damit gibt es nicht viel zu erzählen. Es gibt nun ausschließlich das Hin und Her auf der Landstraße, den Bürocontainer, den anderen Container, noch einen Container, das indische Mittag (dank eines Helfers kommt es jetzt schon vor 14 Uhr und die Zubereitungsweise des Huhns variiert nun), der Abendfraß um 22 Uhr auf der Baustelle, erwartungsvolle Massen im Nacken, schlafen, aufstehen, und alles wieder von vorn. Aber das alles ficht mich nicht an, es ist die Natur dieser Tätigkeit. Daher ist auch die Entspannung der Situation sicher. Dann geht es ans Klamotten waschen, Fotos auf Ausflügen machen und mehr profane Einträge ins Tagebuch schreiben...

...und hier geht's zum alten Plunder vom Mai.